Wie geht es für die Kölner Zeitungen weiter? Gehören Kölner Stadt-Anzeiger, Express und Kölnische Rundschau, Rheinische Redaktionsgemeinschaft, diverse Wochenzeitungen und Lokalsender sowie weitere Tochterfirmen, die in der DuMont Rheinland gebündelt sind, demnächst zu Funke, zu Madsack oder vielleicht auch zur Rheinischen Post? Seit Februar warten die Beschäftigten der DuMont Mediengruppe darauf, dass eine Entscheidung zur Zukunft der Regionalmedien fällt. Nach der ersten Aufregung mit Beiträgen zum nahen Ende der gedruckten Zeitung, gar zum drohenden Tod der Lokalzeitung wurde es in der Branche ruhiger um das Verkaufsprojekt. Bis Mitte September plötzlich der Verkauf der Berliner Zeitung in trockenen Tüchern war.
Das Berliner Ehepaar Silke und Holger Friedrich übernimmt mit seiner familieneigenen Holding das Paket aus Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Berliner Abendblatt sowie verschiedenen Töchtern, einschließlich der Berliner Zeitungsdruckerei. Die Genehmigung durch das Bundeskartellamt gilt als Formsache. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Käufer sind branchenfremd und sollen eher wenig Beziehung zu Zeitungen haben. Aber sie gelten als technikaffin und wollen nach eigenen Angaben die digitale Weiterentwicklung der Titel vorantreiben, sie wollen stärkeren Kontakt mit Leserinnen und Lesern pflegen und gesellschaftlich relevante Themen tiefgründiger aufbereiten.
Lustlos an Medien festhalten?
Deutlich wurde mit dem Teilverkauf: Der mutmaßliche Wunsch der Eigner und der Geschäftsleitung, die journalistischen Geschäftsbereiche im Komplettpaket loszuwerden, war nicht zu realisieren. Die Standorte Köln, Halle und Hamburg hängen weiter in der Luft: unklar, ob die verbleibenden Regionalzeitungen und Boulevardblätter, die Lokalfunk-Aktivitäten und weitere Töchter nun Stück für Stück abgestoßen werden, ob sich doch noch ein Käufer für ein größeres Paket findet oder ob die Unternehmensgruppe letztlich lustlos an einzelnen Teilen oder sogar dem ganzen Rest festhält. Bis zum Jahresende will DuMont den Prüfprozess nach eigenen Angaben abgeschlossen haben.
Lange unterlag das Kölner Stammhaus einer gewissen Sonderbehandlung innerhalb der Gruppe. Diese Schutzwirkung hatten sich in den vergangenen Jahren schon abgenutzt, die Sorgen sind heute nicht kleiner als an anderen DuMont-Standorten. Dabei schreibt der Kölner Standort schwarze Zahlen, wie der Betriebsrat weiß und auch bei verschiedenen Gelegenheiten von Verlagsoberen bestätigt wurde.
Auf einer Veranstaltung mit Vertretern der Stadtgesellschaft Ende September warnte der Betriebsratsvorsitzende Heinrich Plaßmann vor weiteren Einschnitten und forderte, dass Beschäftigte, die nicht mehr gebraucht würden „erhobenen Hauptes gehen können“ müssten. Wie andere Podiumsteilnehmer betonte Plaßmann den Wert von gutem Lokaljournalismus. Es müsse eine Redaktion geben, die „wahrhaftige Recherchen betreibt“. Während sich zum Beispiel Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, auf dem Podium für höhere Preise aussprach, um Zeitungen marktgerecht zu finanzieren, brachte Plaßmann das Nachdenken über „andere Modelle, wie Stiftungen oder Genossenschaften“ ins Spiel.
Kaum erstrebenswert
Eine solche Lösung ist auf kürzere Sicht allerdings für die Kölner Zeitungen nicht in Reichweite. Also wird in den Fluren in der Amsterdamer Straße weiter über mögliche Käufer spekuliert: Funke, Madsack, RP? Jeder Gedanke ist schon oft durchgespielt, mit allem Für und Wider abgewogen. Der Verbleib bei DuMont wird von Branchenbeobachtern als unwahrscheinlich eingestuft und gilt vielen Beschäftigten nach den zurückliegenden Monaten auch nicht mehr als erstrebenswert.
Falls die Regionalmedien komplett abgestoßen würden, blieben bei DuMont nur die Geschäftsfelder Business Information und Marketing Technology (siehe auch JOURNAL 2/19). Damit würde die Geschichte eines Tradionsverlags enden, die Jahrhunderte zurückreicht: je nach Lesart bis 1620 (Gründung einer Druckerei für Festschriften und Gebetbücher) beziehungsweise 1802 (Erwerb der Kölnischen Zeitung).
Immer wieder neue Eigner
Der Berliner Verlag hat schon mehrfach den Eigentümer gewechselt. DuMont hatte die PMB Presse- und Medienhaus GmbH & Co. KG, zu der der Berliner Verlag und die Hamburger Morgenpost (Mopo) gehörten, 2009 von der Mecom Group des britischen Investors David Montgomery übernommen. Der Kölner Heinen Verlag war mit 35 Prozent eingestiegen, verkaufte seinen Anteil aber 2016 an DuMont, denn das Berliner Engagement schrieb Verluste. Entsprechend viele Sparrunden wurden in Berlin in den vergangenen Jahren gefahren.
Die Mopo ist von dem Verkauf nicht betroffen. Die Mitarbeiter des Boulevardblatts fürchten, dass die Printausgabe eingestellt werden könnte, sodass die Mopo ausschließlich digital erscheint. Immer wieder ist auch von einem möglichen Management-Buy-out die Rede.
Ein Beitrag aus JOURNAL 5/19, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Oktober 2019.