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DW: Erneute Vorwürfe wegen Machtmissbrauch

14. Februar 2020, Corinna Blümel

Durch einen Beitrag im britischen Guardian vom 14. Januar 2020 sah sich die Deutsche Welle (DW) zum wiederholten Mal mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs konfrontiert. Dabei handelt es sich um die gleichen Vorwürfe, über die die ZEIT im August 2019 berichtet hatte (siehe JOURNAL 4/19). In einer Stellungnahme verwies das Haus darauf, dass die Vorfälle mehr als 18 Monate zurücklägen, teilweise deutlich länger. Diese zeitliche Einordnung fehle im Gurdian-Beitrag, ebenso die Information, dass die DW in allen damals bekannten Fällen unmittelbar gehandelt habe. Im Frühjahr 2018 hatte die DW eine „Null-Toleranz“-Kampagne gegen Machtmissbrauch, Mobbing oder sexuelle Nötigung gestartet und intern zahlreiche Gespräche geführt.

„Einige wenige Fälle“, die dabei bekannt geworden seien, habe man unverzüglich geprüft. Die DW habe Beschäftigungsverhältnisse mit Beschuldigten in der Folge entweder beendet oder unmittelbar arbeitsrechtliche Maßnahmen erlassen. In der Folge habe das Haus zahlreiche Möglichkeiten geschaffen, damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unter garantierter Anonymität – auf etwaige Missstände hinweisen können. Neben internen Anlaufstellen gebe es für den Fall sexueller Belästigung externe Rechtsanwältinnen als Ansprechpartnerinnen. Wie Machtmissbrauch zu verhindern ist, sei heute Teil der Schulungsmaßnahmen für DW-Führungskräfte.

Auch der Örtliche Personalrat (ÖPR) in Berlin kritisierte, der Beitrag „vereinfacht, suggeriert Zusammenhänge, wo keine sind, und nennt keine Quellen“. Zudem ignoriere er „die Anstrengungen von Personalräten, Geschäftsleitung und Gremien, Missstände im Haus zu korrigieren“. Obwohl sich in Sachen Konfliktmanagement viel getan hat, wünscht sich der ÖPR in Bonn weiterhin eine Dienstvereinbarung, sagt dessen Vorsitzender Daniel Scheschkewitz. „Immerhin zeigt Intendant Peter Limbourg sich jetzt bereit, mit dem ÖPR über dieses Thema zu sprechen.“||

Nachtrag: Unter Führung der Personalratsvorsitzenden Daniel Scheschkewitz (DJV-NRW) und Klaus Enderle (DJV Berlin-JVBB) hat der Personalrat in einem Brief den Umgang der DW-Spitze mit Kritik an der Führungskultur im Sender kritisiert. Mehr als 250 Redakteurinnen und Redakteure haben diesen Brief unterzeichnet. In der Folge wurde erste Maßnahmen beschlossen, eine verbindliche Dienstvereinbarung soll folgen. Siehe dazu auch diese Pressemitteilung vom 18. Februar 2020:

Gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung. DJV-Engagement in der DW zeigt Wirkung

Eine Meldung aus JOURNAL 1/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2020.