MEDIENSZENE NRW

Einmal mehr: Funke gegen Familie Dichand

14. Februar 2020, red.

Geht die Funke Mediengruppe in Österreich mal wieder vors Schiedsgericht? Oft genug hat sie sich in den vergangenen Jahren dort gefunden, wenn es um die Macht bei der Kronen Zeitung ging, Österreichs größter Tageszeitung. Das Blatt gehört zu 50 Prozent der Gründerfamilie Dichand und zu 50 Prozent der Funke-Tochter WAZ Ausland Holding GmbH. Knapp die Hälfte der Anteile an dieser Funke-Gesellschaft übernahm Ende 2018 der österreichische Multimilliardär René Benko mit seiner Signa Holding, die zuvor nur im Bereich Immobilien und Handel tätig war (siehe JOURNAL 6/18).

Medienberichten zufolge hat Funke nun bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet, die Kontrolle über Krone übernommen zu haben. Die Familie Dichand hat bereits juristische Schritte angekündigt. Dem österreichischen Standard zufolge dreht sich der Streit um die Stimmrechte. Danach vertrete Funke die Ansicht, dass diese reduziert wurden, als der 50-Prozent-Anteil des Gründers Hans Dichand auf seine vier Erben verteilt wurde.

Der Standard schreibt dazu: „Der Gesellschaftsvertrag bemisst Stimmrechte nach ganzen Prozentpunkten (eigentlich: vollen 1 000 Schilling), bei 50 Prozent Anteilen waren das 50 Prozent Stimmrecht. Durch die Aufteilung haben Witwe Helga Dichand und die drei Kinder Michael, Johanna und Christoph aber je 12,5 Prozent. Und damit nur gemeinsam 48 Prozent Stimmrecht, denn die halben Prozente würden nicht zählen, argumentiert die Funke-Gruppe.“ Erwartungsgemäß sieht die Familie Dichand das anders.

Der Streit um Vorrechte der Dichands, der in Deutschland zwischendurch in Vergessenheit geriet, schwelt seit Jahrzehnten und wurde zeitweise vor großer Öffentlichkeit mit gegenseitigen Korruptions- und Betrugsvorwürfen geführt. Die Funke-Gruppe (damals WAZ-Gruppe) hatte der Familie beim Einstieg 1987 – unabhängig vom Ergebnis – jährliche Millionengewinne garantiert sowie einen bestimmenden Einfluss auf Personal und Redaktion. Seitdem hat der Konzern einiges versucht, um von diesen Verpflichtungen entbunden zu werden. Die Dichands konnten bisher alle Kündigungsversuche abwehren, ein weiteres Verfahren soll noch laufen. Umgekehrt versucht die Gründerfamilie, den deutschen Medienkonzern per Klage aus dem Unternehmen zu drängen.

Als Benko Ende 2018 in die Funke-Gesellschaft einstieg, galt er als möglicher Vermittler zwischen den beiden Streitparteien. Das hat sich offenbar nicht bewahrheitet.

Eine andere Lesart war, dass der Geschäftsmann die WAZ Ausland Holding ganz übernehmen will, wenn die Auseinandersetzung mit den Dichands endgültig geklärt ist und die Vorrechte entweder entfallen oder neu verhandelt worden sind. Nach jetzigem Stand könnte das noch etwas dauern./

 

Eine Meldung aus JOURNAL 1/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2020.