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Fast 800 auf der Straße

WDR: Warnstreiks für eine faire und dauerhafte Erhöhung
26. September 2022, Volkmar Kah
Streikende Kolleginnen und Kollegen aus dem Studio Düsseldorf. | Foto: Peter Hild

Fast 800 Feste und Freie des WDR sind am 13. September dem Warnstreik-Aufruf des DJV-NRW und der weiteren verhandelnden Gewerkschaften gefolgt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller NRW-Studios trafen sich an den Streikposten vor den WDR-Standorten und online im Homeoffice. Am Hauptversammlungsort in Köln machten die Mitarbeitenden lautstark auf ihren Unmut aufmerksam. Zur Einstimmung wurden Streikende aus Aachen, Essen und Münster zugeschaltet.

Zahlreiche Programmausfälle

Die hohe Streikteilnahme hinterließ Spuren im Programm: So kam es im Laufe des Tages immer wieder zu Ausfällen etwa bei den Regionalnachrichten. Die NRW-Außenstudios verzeichneten einen Mangel an Reporterinnen und Reportern, Redakteurinnen und und Redakteuren sowie Kamerateams. 1LIVE sendete kurzfristig die zentralen WDR-Nachrichten anstatt eigener wie gewohnt. Auch an vielen anderen Stellen geriet der WDR in Bedrängnis, so unter anderem bei der Aufzeichnung des Wissenschaftsmagazins Quarks, der Aktuellen Stunde, Hier und Heute und der Servicezeit.

Signal für den nächste Runde

Wie schon beim Warnstreik am 8.Juli mit 500 Teilnehmenden wollten die Beschäftigten der Gegenseite das klare Signal senden, dass bei der kommenden mehr drin sein muss. Was die Geschäftsleitung daraus macht, wird sich am 19. September zeigen (nach Drucklegung des JOURNALs). „Diese Verhandlung ist eine der schwersten, die ich je erlebt habe“, erklärte der Landesvorsitzende Frank Stach beim Streikposten in Köln. „Nie hat uns der WDR ein so schlechtes Angebot gemacht.“ Als Mitglied der Verhandlungskommission des DJV fühlte Stach sich durch die Warnstreiks sehr gestärkt: „Wenn so viele Feste und Freie wie heute auf die Straße gehen, verschafft uns das eine noch bessere Verhandlungsposition.“

Bislang hat der Sender ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt. Alle Festangestellten und Freien sollen zum 1.12.2022 eine lineare Erhöhung in Höhe von 2,8 Prozent erhalten. Das ist ein halbes Jahr früher als bisher angeboten. Dazu bleibt es bei Einmalzahlungen von jeweils 1.000 Euro in 2022 und 2023, die in dieser Höhe weder einen angemessenen Inflationsausgleich darstellen noch zu einer langfristigen Verbesserung der Gehälter und Honorare der Beschäftigten im WDR beitragen.

Inakzeptable Voraussetzungen

Als wäre das nicht schon genug, bestand der Sender in der Verhandlungsrunde im Juli weiterhin auf Verschlechterungen der aktuellen Tarifverträge, darunter eine komplette Neufassung des Honorarrahmens mit Absenkungen für Freie im tagesaktuellen Bereich. Entweder das gehe mit den Gewerkschaften oder – so die offene Drohung – man werde alle Honorarrahmen kündigen und danach zahlen, was man möchte.

Wer für den WDR arbeite, werde täglich auf die Skandale in der ARD angesprochen, erzählte Stach. „Dauernd müssen wir uns für etwas verteidigen, was wir persönlich nicht zu verantworten haben. Dennoch stehen wir hinter dem WDR, auch hinter der ARD, aber bis heute fehlt die Wertschätzung dafür. Nichts kann mehr Wertschätzung ausdrücken als eine faire Bezahlung. Das machen wir mit den heutigen Warnstreiks mit so vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr als deutlich.“

Der DJV fordert 5 Prozent mehr für Feste und Freie bei einer Laufzeit von 12 Monaten, einen Inflationsausgleich für alle und einen neuen Honorarrahmen ohne Sparvorgaben. Aktuelle Informationen zu den Verhandlungen gibt es auf der DJV-Seiten unter www.djv-nrw.de/weilwireswertsind. ||

Ein Beitrag aus JOURNAL 3/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2022.