MEDIENSZENE NRW |

Unruhe beim Kölner Stadt-Anzeiger

27. Juni 2024, cbl
Die Glasfassade des Medienhauses DuMont.
Die Magazin-Redaktion beim KStA muss gehen: Die Inhalte für das Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ kommen ab Juli von externen Dienstleistern. | Foto: Corinna Blümel

Stolz vermeldete DuMont Ende Mai, 2023 sei „wirtschaftlich und publizistisch“ das mit Abstand beste der 400-jährigen Firmengeschichte gewesen. Ein Plus von 5,8 Prozent beim operativen Ergebnis. Ein Plus von zwei Prozent beim Gruppenumsatz. Ohne Regionalmedien hätte die Umsatzsteigerung aus den Geschäftsfeldern bei 14 Prozent gelegen, hieß es im Kölner Stadt-Anzeiger (KStA).

Dass es bei den Regionalmedien nicht so läuft, bekommen die ­KStA-Beschäftigten zu spüren. Rund sechs Wochen vor der Erfolgsmeldung hatte Thomas Schultz- Homberg, CEO der KStA Me­dien, der Belegschaft in einem kurzen Meeting mitgeteilt, dass die Inhalte für das Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ ab Juli von externen Dienstleistern kommen. Die Magazin-Redak­tion musste komplett ­gehen. Dem Vernehmen nach ließ der Geschäftsführer ­weder Rückfragen der Beschäftigten zu, noch habe er Worte des Bedauerns geäußert.

Als „kaltschnäuzig und respektlos“ kritisierte der stellvertretende Landesvorsitzende des DJV-NRW, Stefan Lenz, diesen Umgang mit den Mitarbeitenden. Was die Geschäftsführung als nötige redak­tionelle Umstrukturierung verkaufe, sei „der traurige schleichende Ausverkauf der redaktionellen Qualität einer der wichtigste Tageszeitungen des Rheinlands“. Das Justiziariat des DJV-NRW hat dem Betriebsrat und Betroffenen in den Folgewochen beratend zur Seite gestanden. Acht Kolleginnen haben das Haus bereits verlassen, bei zwei weiteren wird die Entscheidung später fallen.

Das Ende der Magazin-Redaktion war der zweite Paukenschlag im Frühjahr: Kurz vor Ostern hatte ­DuMont beschlossen, den KStA-Digitalauftritt stärker nach kommerziellen Kriterien auszurichten. Die ­Onlineredaktion wird seitdem durch die hauseigenen Vermarkter geleitet. Eine Entscheidung, die bei einigen Kolleginnen und Kollegen so schlecht ankam, dass sie gekündigt haben. Wie stark sich die Umstellung auf den Webauftritt ksta.de auswirkt, ist noch nicht wirklich zu beurteilen. Der Umbau dauere noch an, vieles müsse sich erst finden, ist aus dem Haus zu hören.

Vielleicht kommt es ja ganz passend, dass die Chefredaktion des KStA immer noch unbesetzt ist. Seit dem Abgang von Carsten Fiedler, der DuMont nach längerer Vorankündigung im ­Oktober 2023 verlassen hat, wird der Kölner Stadt-Anzeiger kommissarisch von Christian Hümmeler geleitet. Spekulationen, ob niemand den Posten haben will oder ob das Haus überhaupt noch jemanden sucht, gibt es in der Belegschaft

viele. Eine weitere Lesart: Eine starke Chef­redaktion hätte vieles nicht mit sich machen lassen, was die Redaktion in den vergangenen Monaten hinnehmen musste. Die Unruhe unter den Beschäftigten wird jedenfalls nicht kleiner.||

Eine Meldung aus JOURNAL 2-24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2024.