Wir melden uns zu Wort

EDITORIAL |
16. April 2022, Frank Stach, Landesvorsitzender DJV-NRW

Journalistinnen und Journalisten sind das Lebenselixier freier Gesellschaften. Die Gleichschaltung der Medien in Russland zeigt, wie es dort über Jahre gelungen ist, den autokratischen Putinismus zu etablieren. Freiheit geht verloren, wenn Medien nicht mehr frei berichten können. Nicht umsonst sind wir als DJV schon immer ein Mahner für die Presse­freiheit, bei uns im Land und auch mit Blick auf andere Länder. Nur das freie Spiel der Meinungen und Haltungen schafft eine Gesellschaft, die in der Lage ist, Interessen auszubalancieren und Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. Demokratie ist anstrengend und mühsam, aber es gibt nichts Besseres.

Auch bei uns in Deutschland, auch hier in Nordrhein-Westfalen werden, Journalistinnen und Journalisten diskre­ditiert und angegriffen. Offenbar gibt es stabil einen bestimmten Prozentsatz in der Bevölkerung, der ein antidemokratisches und medienfeindliches Denken unterstützt. Damit ist die Haltung verbunden, langfristig autoritäre Strukturen zu verankern, um eingebildete Zumutungen einer offenen Gesellschaft zurückzudrehen. Und immer steht am Anfang der Wunsch, Medienvielfalt, Informations- und Pressefreiheit einzuschränken sowie öffentlich-recht­liche Medien zu beschneiden oder abzuschaffen. Diese Tendenzen müssen wir als Gesellschaft schon im Ansatz bekämpfen.

Journalistinnen und Journalisten erleben die Folgen solcher freiheitsfeindlicher Gedankenwelten immer deut­licher. Das fängt bei verbalen Entgleisungen in den Netzwerken an und kann sich schließlich in der ­realen Welt als tätliche Angriffe entladen. Bei Fußballspielen, Großdemonstrationen und Corona-„Spa­ziergängen“ werden Kolleginnen und Kollegen bedrängt und attackiert.

Der DJV-NRW, der deswegen schon lange im Gespräch mit Polizei und Innenministerium ist, hat nun offene Ohren gefunden. So entstand unter anderem ein DJV-Flyer, der unter Polizistinnen und Polizisten in NRW verteilt wird. Er erklärt, warum ­Medienschaffende bei Einsatzlagen geschützt werden müssen. Und er erinnert an die Rolle der Presse und ihren Stellenwert in der Verfassung.

Dass diese grundlegenden Gedanken in der Gesellschaft nicht mehr verankert sind, zeigt sich auch in Fällen wie kürzlich in Aachen, wo das Ordnungsamt zwei Journalisten der ­Aachener Nachrichten den Zugang zu einer Obdachlosenunterkunft verwehrte und ihnen einen Platzverweis erteilte.

Der DJV in NRW meldet sich in solchen Fällen zuverlässig zu Wort. Wo immer journalistische Arbeit behindert, erschwert oder eingeschränkt wird, Und wir bleiben natürlich mit vielen anderen Organiationen und Verbänden auch am Ball, wenn es um die Medienfreiheit in Russland und anderswo geht.||

Ein Beitrag aus JOURNAL 2/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2022.