Der Stammtisch lachte sich schlapp. „Die Gesichter dieser Manager hätte ich gern gesehen“, gluckste Hansi. In Köln kämpft eine zusammengelegte Redaktion um den Einstieg in den Tarif – und rechnete den Arbeitgebern knallhart vor: Sie können sich Tarif locker leisten. Manni gackerte: „Die dramatische Minus-Kurve war gar nicht ihr Geschäftsverlauf. Das waren ihre Personalkosten nach der Fusion.“ Patrick prustete: „Oder ihre Glaubwürdigkeitslinie.“ Wir stießen auf die Kölner Kollegen an. Die kämpfen irgendwie für uns alle.
Luzie wischte den Schaum ab: „Schlimm ist, dass Medienmanager uns nicht mehr als Menschen sehen. Sondern als Kostenstelle, als Belastung, als Rendite-Gefahr, als Problem.“ Ja, das war mal anders. Senta meinte: „Wenn wir uns und unsere Jobs retten wollen, dann müssen wir wohl selbst was tun. Wenn nicht wir, wer dann?“
Leicht gesagt. Paul stöhnte: „Jetzt fordern viele Arbeitgeber tatsächlich noch mehr Flexibilität, bei der Arbeitszeit.“ Kopfschütteln. Wir arbeiten bei Bedarf rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen. „Und hat es uns was gebracht?“ fragte Katrin theatralisch. Barbara schnaubte: „Mir brachte es 42 Tage Urlaub und 36 Überstunden-Tage. Die schiebe ich inzwischen vor mir her.“
„Klarer Fall für den Betriebsrat“, haute Julian auf den Tisch. Betriebsrat? „Ja klar,“ sagte er. Und erzählte von Redaktionen mit funktionierender Arbeitszeiterfassung. Die arbeiten dadurch viel entspannter. Wir staunten. „Und warum hat unser Betriebsrat so etwas nicht durchgesetzt?“, fragte Paul. „Vielleicht, weil ihr ihn nicht unterstützt?“ Paul dachte nach. Könnte sein.
Julian warb weiter: „Im März sind Betriebsratswahlen. Da kommt es auf jeden von uns an. Denn ohne Betriebsrat – das ist schlimmer als tariflos. Da gehen viele wichtige Rechte verloren.“ Nicht nur beim Personalabbau. Betriebsräte haben Anspruch auf Infos, können anregen und oft mitentscheiden. Er guckte jedem reihum tief in die Augen: „Und sie können speziell Dein Problem zeitnah lösen. Von Urlaub bis Rückenstuhl. Das ist Demokratie vom Feinsten. Im Betrieb.“ Wir bestellten voller Überzeugung noch eine Runde.