Jüngst habe ich meinen allerersten Auftragsordner aufgelöst und hielt noch einmal die Abrechnung für meinen ersten Auftrag in den Händen: „Bombenentschärfung in Essen“. Das Schwarzbrot der aktuellen, regionalen Berichterstattung, ein Klassiker. Auch heute berichte ich immer mal wieder über Bombenentschärfungen. Manches ändert sich nie.
Was sich allerdings geändert hat, ist die Umsetzung. Online first heißt: Zunächst wird mit dem Handy gedreht und fotografiert, dann sind die sozialen Medien dran. Durchatmen. Dann hole ich die echte Kamera aus der Tasche, schneide die Videosequenzen schnell am Laptop und schicke sie über LTE in Sendequalität zum Sender. Ist das Ereignis groß genug, wäre sogar die Fernseh-Liveschalte möglich, zumindest aber die Radio-Liveschalte per App. Durchatmen.
Gut, dass ich nicht immer so atemlos unterwegs bin. Es gibt auch die Recherchen, aus denen schön erzählte Geschichten werden. Es gibt die sorgfältig komponierten Fernsehbeiträge, die mit Verve produzierten Radioessays, das zweiseitige Hintergrundstück in der Lokalzeitung, die alles überragende Fotostrecke in der Zeitschrift. Wir Journalisten wissen die Geschichten zu erzählen, die andere bewegen, zu Einsichten bringen. Unser Credo ist die Vielfalt dieser Welt. Nicht das Eindimensionale, das heilversprechende Staatenlenker, populistische Politiker oder marktradikale Wirtschaftsvertreter beschreien.
Technischer Wandel, bleibende Werte, die Zukunft des Journalismus. Das haben wir auf unserem überaus erfolgreichen Journalistentag abgebildet. Wer nicht dabei sein konnte, kann unsere breite Diskussion in diesem Heft nachlesen.
Was mich an diesem Tag übrigens besonders bewegt hat, war die abschließende Lesung mit Texten von Deniz Yücel, dem Kollegen von der WELT, der seit Monaten in der Türkei im Gefängnis sitzt. Wie wir gehört haben, bedeuten ihm solche und andere solidarischen Aktionen viel. Solidarität ist: für andere einstehen. Eben das hat sich nicht gewandelt, seit ich meine allererste Abrechnung abgeheftet habe. Eben diese Solidarität ist heute wichtiger denn je.
In diesem Sinne wünsche ich allen geruhsame und besinnliche Tage und ein gutes Jahr 2018.
Frank Stach,
Landesvorsitzender DJV-NRW