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300 Jahre Aschendorff

Auch Westfälische Nachrichten und Münstersche Zeitung feiern Jubiläen
24. August 2021, Corinna Blümel

Auf 300 Jahre Firmengeschichte blickte die Unternehmensgruppe Aschendorff im vergangenen Jahr zurück und kann 2021 gleich zwei weitere Jubiläen begehen: 75 Jahre Westfälische Nachrichten und 150 Jahre Münstersche Zeitung. Gefeiert wurde dies mit einer dreiteiligen Sonderbeilage und einem digitalen Festakt im LWL-Museum Münster im Juni.

Die drei Jubiläen der Unternehmensgruppe Aschendorff in Münster addieren sich auch 525 Jahre. | Screenshot
Die drei Jubiläen der Unternehmensgruppe Aschendorff in Münster addieren sich auf 525 Jahre. | Screenshot

Den Grundstein für das spätere Verlags- und Druckhaus legte Wilhelm Aschendorff im Jahr 1720 mit der Übernahme eines Buchladens. 1749 brachte sein Sohn Wilhelm unter dem Namen „Staats-Relation“ die erste Zeitung Münsters heraus. 1806 verschwand der Familienname Aschendorff aus der Unternehmensführung, als mit Johann Hermann Hüffer ein Aschendorff-Nachkomme Buchhandlung und Buchdruckerei übernahm. 1852 gründete Eduard Hüffer den Münsterischen Anzeiger, Vorläufer der heutigen Westfälischen Nachrichten (WN). Für Verlag und Zeitung ging es bis in die 1930er Jahre wirtschaftlich aufwärts.

Neubeginn nach dem Krieg

Auf die Enteignung unter den Nationalsozialisten folgte die Neugründung nach dem Krieg: Im Sommer 1946 erhielt das Unternehmen die Lizenz zur Herausgabe der Westfälischen Nachrichten, die entsprechend in diesem Jahr ihren 75. Jahrestag feierten. Seit 1950 arbeiteten die WN mit der wiedergegründeten „Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland“ (ZENO) zusammen, einem Zusammenschluss von elf Verlagen im Münsterland. Bei dieser besonderen Konstruktion bezogen die ZENO-Verleger (heute Zeitungsgruppe Münsterland) den Mantel von den WN in Münster, behielten aber ihre verlegerische Selbstständigkeit.

Wie andere Tageszeitungsverlage diversifizierte Aschendorff in den kommenden Jahrzehnten. Heute gehören zum Unternehmen regionale Anzeigenblätter, Zeitschriften, Beteiligungen an Radio Antenne Münster, Radio RST und Radio WMW sowie immer noch Buch- und Fachverlage.

Wachstum durch Zukäufe

Zuwachs gab es auch in jüngeren Jahren. 2014 übernahm Aschendorff die Münstersche Zeitung (MZ) im Zuge einer Sanierungsfusion vom Medienhaus Lensing (siehe JOURNAL 5/14). Das Blatt, das in diesem Jahr auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken kann, hatte 2007 bundesweite Schlagzeilen gemacht. Damals hatte Verleger Lambert Lensing-Wolff die komplette Redaktion über Nacht vor die Tür gesetzt und den Produktionsauftrag an eine tariflose Tochtergesellschaft ausgelagert. Sieben Jahre später reichte er die MZ an Aschendorff weiter.

Aschendorff: Anstehender Wechsel in der Chefredaktion

Im Juli informierte Aschendorff die Belegschaft, dass Dr. Norbert Tiemann, Chefredakteur der Zeitungsgruppe Münsterland (ZGM) und der Westfälischen Nachrichten (WN) und „über 30 Jahre lang Motor und Leitfigur der Redaktion“, deren Leitung im Februar 2022 in andere Hände legen und das Unternehmen im Rahmen einer Vorruhestandsregelung verlassen werde.

Künftig soll ein Team die Führung übernehmen: Ab März soll Anne Eckrodt, bisher stellvertretende Chefredakteurin der ZGM, die ZGM-Redaktion leiten – als erste Frau in dieser Position. Der stellvertretende Chefredakteur Digitale Medien Carsten Voß steigt zum Chefredakteur Digitale Medien auf. Beide berichten an Geschäftsführer Marc Zahlmann.

Von der neuen Besetzung verspricht sich die Redaktion eine Stärkung der digitalen Transformation./cbl

Anfang 2019 führten die Unternehmensgruppe Aschendorff und die Verlegerfamilie Busse in Bielefeld (Westfalen-Blatt) ihre Medienaktivitäten in der Westfälischen Medien Holding AG zusammen, die von Aschendorff dominiert wird (JOURNAL 2/19). Einige Monate später vermeldeten die Unternehmen eine „vertiefte Zusammenarbeit“ (JOURNAL 5/19), die sich unter anderem darin ausdrückt, dass das Westfalen-Blatt Mantelseiten aus Münster übernimmt. Ebenso bezieht die in Wuppertal erscheinende Westdeutsche Zeitung seit 2020 ihren Mantel von Aschendorff.

Auch über die Westfälische Nachrichten (WN) berichtete das JOURNAL wiederholt – etwa als sich das Unternehmen aus dem Tarif verabschiedete (JOURNAL 6/14) oder weil sich der Arbeitgeber in der Vergangenheit immer wieder mit der Mitbestimmung schwergetan hat. Im September 2019 hat das Arbeitsgericht Münster die Unternehmensgruppe Aschendorff sogar wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit verurteilt (JOURNAL 5/19).||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 4/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im August 2021.