Tarifauseinandersetzungen sind Alltagsgeschäft für den DJV in NRW. Gerade verhandeln wir bei WDR, Deutschlandradio und Deutscher Welle. Anfang des Jahres haben wir bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Lokalfunk abgeschlossen. So wie es gerade aussieht, müssen wir künftig vielleicht mit der Funke Mediengruppe über einen Haustarifvertrag verhandeln.
Nicht nur bei diesen Gelegenheiten, aber gerade da begegnen mir oft Formulierungen wie: „Die Gewerkschaften müssten mal…“. „Der DJV sollte…“. „Wichtig wäre, dass ihr euch mal darum kümmert.“ Auch vor Streikmaßnahmen suchen viele das Gespräch mit mir. „Mach doch mal…“. „Das läuft da gerade schief.“ Und so weiter.
Ich höre da gerne zu, denn ich habe ja im DJV Verantwortung übernommen. Und die Vielzahl der Eindrücke, der Schilderungen und die enorm vielen Hinweise helfen mir, Dinge einzusortieren, zu bewerten und an anderer Stelle einzubringen. Das mache ich als Landesvorsitzender, in Tarifverhandlungen oder auch – wenn es den WDR betrifft – im Personalrat. Dabei weiß ich, dass ich nicht allen gerecht werden kann.
Manchmal sind schwierige Entscheidungen zu treffen. Sie sind notwendig, weil sich daraus Weiteres ableitet. Und natürlich stoßen gerade Entscheidungen etwa für oder gegen einen Streik oder – noch grundlegender – für oder gegen einen Abschluss zu den bisher erhandelten Konditionen kaum bei allen auf Gegenliebe. Aber jede Entscheidung basiert auf einem inneren Kompass, ausgerichtet durch die vielen Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen.
Der Meinungswettbewerb im DJV ist wichtig – wenn es faire Debatten auf Augenhöhe sind. Die Anmerkungen, Widersprüche und Hinweise machen den DJV aus. Dazu braucht es geschützte Diskussionsräume, in denen man über den Tellerrand hinaus denken kann. Und die, wenn notwendig, auch helfen, den eigenen Kompass neu auszurichten. Am
Ende steht jedenfalls immer eine Entscheidung für oder gegen etwas.
Der DJV hat sie, diese Debattenräume für unsere mediale Zukunft. In ihnen können sich diejenigen austauschen, die in Personalräte, Gremien des DJV oder anderen Gremien entsendet werden. Wir haben auch einen Wertekanon, an dessen Leitlinien wir manchmal etwas verbessern.
Was wir allerdings noch brauchen, das bist DU. Genau Du, der das gerade liest, bist angesprochen.
Dein Engagement ist wichtig. Ja, auch als Beitragszahlerin oder -zahler, aber noch wichtiger als eine Person, die sich in unseren Fachausschüssen, Ortsvereinen, Personalräten, Betriebsgruppen und Verhandlungskomissionen einbringt. Denn das „Der-DJV-müsste-mal“ ist eine Aufforderung an uns selbst, Engagement zu zeigen.
Also gib dir einen Ruck und engagier dich. Egal wo und wie im DJV. Einfach mal machen, denn meckern tun andere.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2022.