MEDIENSZENE NRW

Funke steigt aus

Die Mediengruppe kehrt dem BDZV den Rücken – und damit dem Tarif?
28. Dezember 2022, Mareike Weberink

Funke zieht die Zügel an: Zum Jahresende will sich die Mediengruppe vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) lösen. So weit, so bekannt. Was das allerdings für die Belegschaft in Zukunft konkret ­bedeutet, ist noch offen. Klar ist, dass bei Austritt auch die Tarifbindung hinfällig wird. Zwar nicht Knall auf Fall am 1. Januar 2023, aber doch spätestens, wenn der derzeit gültige Vertrag ausläuft. Macht die Funke-Gruppe also ernst, dann steuert ihr Team womöglich auf eine tariflose Zukunft zu.

Gültig bis 2024 – und dann?

Doch bis es soweit ist, geht noch Zeit ins Land: „Die Tariffrage stellt sich derzeit nicht, weil alle Tarifverträge in unseren bisher tarifgebundenen Unternehmen noch bis weit in das Jahr 2024 laufen und deshalb unverändert angewendet werden“, antwortet Funke-Sprecher Tobias Korenke auf schriftliche Anfrage des JOURNAL. Auch der Umgang mit Neueinstellungen bleibe zunächst unberührt. Die Frage, ob neue Kolleginnen und Kollegen demnächst schlechter gestellt werden als bereits beschäftigte Mitarbeitende, kann Korenke zumindest für die Zeit bis 2024 beantworten: „An der bisherigen Praxis bei Neueinstellungen wird sich im kommenden Jahr nichts ändern.“ So gebe Funke in den kommenden zwölf Monaten Sicherheit, „trotz großer wirtschaftlicher Unwägbarkeiten“. Davon abgesehen ist es auch das, was die Verträge etwa vorgeben. Doch wie es danach weitergeht, dazu gibt es keine klare Ansage. Über weitere Details möchte sich Funke derzeit nicht äußern.

Eine Rückkehr in den BDZV hatte Funke jüngst ausgeschlossen. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Man habe „den von uns angestoßenen Reformprozess im BDZV konstruktiv und engagiert begleitet“ und freue sich „über manche Fortschritte“. Doch erscheine es verfrüht, „zurzeit eine neue Mitgliedschaft zu beantragen“, zitiert die FAZ nur wenige Tage, nachdem der DJV-Verbandstag die Funke Mediengruppe Mitte November noch einmal eindringlich aufgefordert hatte, im Tarif zu verbleiben. „Ungleiche Arbeitsbedingungen und Vergütungsstrukturen für die gleiche Arbeit sind ungerecht“, erklärte DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. „Es muss Schluss sein mit dem tarifpolitischen Wildwuchs.“

Tarifflucht könnte teuer werden

Dem Austritt aus dem BDZV waren monatelange Verbandsquerelen vorausgegangen. Mit einem offenen Brief hat sich der DJV-NRW bereits im Frühjahr an Funke-Geschäftsführer Christoph Rüth gewandt, um das Haus an den mehrfach formulierten eigenen Anspruch und die Verantwortung gegenüber der Belegschaft zu erinnern: Der innerverbandliche Konflikt dürfe nicht auf dem Rücken der Redakteurinnen und Redakteure ausgetragen werden, heißt es darin. Und weiter: „Es ist nie gut, wenn ein Streit zu Lasten Dritter geführt wird, vor allem dann nicht, wenn dies zu einem Verlust von sozialer und finanzieller Sicherheit führt.“

Sollte Funke auch in NRW tatsächlich aus dem Tarif aussteigen, wird der DJV das Unternehmen zu Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag auffordern. Dazu sagte Kristian van Bentem, stellvertretender Landesvorsitzender des DJV-NRW: „Weder die Redakteurinnen und Redakteure noch alle anderen im DJV werden die Tarifflucht kampflos hinnehmen. Funke braucht sich nicht zu täuschen: Eine Tarifflucht in NRW könnte den Verlag teuer zu stehen kommen.“||

Ein Beitrag aus JOURNAL 4/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2022.