Mit Verweis auf Pandemiefolgen streicht die Funke NRW Wochenblatt GmbH (ehemals WVW Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH) Stellen und Auflage bei ihren Anzeigenblättern. In Kleve, Goch, Xanten, Arnsberg und Recklinghausen bleiben künftig die Briefkästen leer. In Monheim, Hilden, Langenfeld und Emmerich wird nur noch eine Wochenausgabe erscheinen statt bisher zwei. Andernorts wird der Erscheinungstag geändert.
Nach Verlagsangaben fallen insgesamt 463 000 Exemplare weg. Die Zahl der Städte, in denen Anzeigenblätter der Funke NRW Wochenblatt GmbH erschienen, sinkt von 41 auf 31. Das bedeutet einen weiteren Abbau lokaler Medienvielfalt – und journalistischer Arbeitsplätze: 13 der insgesamt 33 Redakteurinnen und Redakteure müssen gehen. Die 21 Stellen in der Redaktionsassistenz bleiben erhalten. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, hat Funke den Beschäftigten Abfindungsregelungen angeboten, wenn sie freiwillig ausscheiden oder ihre Arbeitszeit verringern. Zudem lockte das Haus mit einer Sprinterprämie für diejenigen, die sich bis zum 23. April bei der Personalabteilung meldeten. Die Änderungen sollen zum 1. Juli in Kraft treten.
„Dass ein so großes Haus wie Funke keine anderen Lösungswege findet, als sich von Mitarbeitenden zu trennen, ist ein Armutszeugnis“, kritisierte der Landesvorsitzende des DJV-NRW, Frank Stach, nach Bekannwerden der Streichpläne. Vor allem, da die Belegschaft schon im vergangenen Jahr schrumpfen musste. Funke hatte wie andere Anzeigenblatt-Verlage in NRW einige Mittwochausgaben zugunsten der Erscheinung am Samstag gestrichen.
Beratung für Betroffene
Der DJV-NRW hat für die Betroffenen bereits einen Online-Beratungstermin organisiert und rät wie immer, Verträge nicht vorschnell zu unterschreiben. „Wir stehen unseren Mitgliedern bei der Entscheidung natürlich beratend zur Seite“, sagt DJV-NRW-Justiziar Christian Weihe.
Das gilt auch für diejenigen, die bleiben wollen. Denn die müssen sich neu bewerben, weil sich mit dem neuen Redaktionskonzept Zuschnitt und Stellenbeschreibungen ändern.
Für die reduzierte Mannschaft gilt künftig das Modell „50-25-25“. Dabei sollen 50 Prozent der Inhalte von Redakteurinnen und Reakteuren am zentralen Servicedesk kommen. 25 Prozent der Anzeigenblatt-Inhalte sollen den jeweiligen Lokalzeitungen entnommen werden und kuratiert in die Wochenblätter einfließen. Dementsprechend lautet die Stellenbezeichnung für diese Arbeitsplätze nicht mehr Redakteurin oder Redakteur, sondern Kuratorin beziehungsweise Kurator. Die restlichen 25 Prozent der Inhalte liefert ein Team aus Reporterinnen und Reportern.
Gegenüber epd Medien erklärte ein Funke-Sprecher, durch den mehrfachen und langen Lockdown mit Schließung nahezu des gesamten Einzelhandels seien Anzeigen- und Beilagenumsätze zeitweise drastisch zurückgegangen, „teilweise um 20 bis 25 Prozent“. Dies habe Verluste im hohen siebenstelligen Bereich verursacht. Eine Erholung auf Vor-Krisen-Niveau sei derzeit nicht absehbar.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 3/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2021.