Seit 1991 zeichnet der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises jährlich Personen für ihre medienpublizistische Arbeit aus. Ein renommierter Preis, der jüngst einen neuen Namen erhielt: 2025 wurde der bisherige Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik erstmals als Donnepp Media Award verliehen. Jetzt steht die Überlegung im Raum, die Preisvergabe im kommenden Jahr auszusetzen, um die Statuten einer Überprüfung zu unterziehen.
Hintergrund ist die nachträgliche Aberkennung des diesjährigen Preises. Im Januar hatte die Abiturientin Judith Scheytt die Auszeichnung für ihren Instagram-Kanal erhalten, in dem sie sich unter anderem kritisch mit der Berichterstattung deutscher Medien im Nahostkonflikt auseinandersetzt. Die Jury bescheinigte ihr Kenntnisreichtum und „analytische Brillanz“.
Nach einer Beschwerde der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und nachfolgender Sichtung der Beiträge gelangte der Vereinsvorstand nach Aussage des Vorsitzenden Jörg Schieb aber zu der Erkenntnis, dass die Videos im israelisch-palästinensischen Konflikt „systematisch wesentliche historisch-politische Hintergründe und Sicherheitsaspekte“ ausblendeten. Das mache die Inhalte „zunehmend zu reinen aktivistischen Inhalten, was den Satzungsanforderungen des Awards klar widerspricht“.
Wegen des Vorwurfs von Antisemitismus wurde die Ehrung Anfang September wieder aberkannt – gegen den Willen einzelner Jury-Mitglieder: Kommunikationswissenschaftlerin und Vorjahres-Preisträgerin Nadia Zaboura sowie Steffen Grimberg, Leiter des KNA-Mediendienstes und Vorsitzender des DJV Berlin und Brandenburg (JVBB), distanzierten sich explizit von der Entscheidung des Vorstands. Weder sie noch die anderen Preisträger wurden informiert. Erst nachdem Scheytt die Aberkennung öffentlich gemacht hatte, äußert sich der Vereinsvorstand auf Nachfrage zu dem Vorfall.
Diese fehlende Kommunikation und den mangelnden Respekt gegenüber Scheytt nannte Annika Schneider, diesjährige Gewinnerin des Donnepp-Hauptpreises, als Gründe, ihre Auszeichnung zurückzugeben. Die Redakteurin bei Übermedien kritisierte auch die Qualität der vorgelegten „Analyse“; diese liefere keine glaubwürdigen Belege für Antisemitismus.
In ihrem Statement nannte sie einen weiteren Punkt, der sie noch mehr ärgere: „Medienjournalismus lebt davon, Inhalte zu inspizieren. Vorwürfe unvoreingenommen zu durchleuchten. Vor öffentlichem Druck und harscher Kritik nicht zu kuschen.“ Im Fall Judith Scheytt sei nichts davon passiert. Ihr Fazit: „Ich möchte mich nicht für ‚guten Medienjournalismus‘ auszeichnen lassen von einem Verein, der dessen Prinzipien selbst nicht einhält.“
Ob der Donnepp Media Award wirklich erstmal pausiert, muss wohl die Mitgliederversammlung entscheiden. Die müsste allerdings gegebenenfalls vorgezogen werden. Denn Medienberichten zufolge träte sie regulär erst im kommenden Frühjahr zusammen, also nach dem theoretischen Termin für die Preisvergabe 2026.
Der gesamte Vorgang beschädigt nicht nur den Donnepp Media Award. Auch der Grimme-Preis trägt Schrammen davon. Selbst in der Medienbranchen ist vielen nicht klar, dass der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises organisatorisch getrennt vom Grimme-Institut ist. Dazu trägt auch bei, dass der Preis traditionell im Grimme-Institut verliehen wird – im Rahmen des sogenannten Bergfestes zur Halbzeit der Jurywoche für die Grimme-Preise./
Eine Meldung aus JOURNAL 3/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2025.