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WDR lässt Kulturwandel-Prozess evaluieren

Sender bittet Monika Wulf-Mathies erneut um Unterstützung
22. Oktober 2021, cbl

Um zu überprüfen, wie weit der WDR in seinem Prozess des Kulturwandels gekommen ist, hat der Sender erneut Monika Wulf-Mathies um Unterstützung gebeten. Das teilte Intendant Tom Buhrow Ende August mit. Vor drei Jahren hatte die ehemalige EU-Kommissarin als unabhängige Gutachterin die Aufarbeitung der #metoo-Vorwürfe im WDR überprüft und dabei strukturelle Defizite im Haus festgestellt, die Machtmissbrauch beförderten (siehe „Der WDR braucht einen Kulturwandel“ und „Fehler im Betriebssystem – die Angst im WDR“, JOURNAL 5/18).

Im Frühjahr 2018 hatte Intendant Tom Buhrow Monika Wulf-Mathies erstmals als externe Gutachterin beauftragt. | Foto: txt
Im Frühjahr 2018 hatte Intendant Tom Buhrow Monika Wulf-Mathies erstmals als externe Gutachterin beauftragt. | Foto: txt

Die Geschäftsleitung hatte den von Wulf-Mathies empfohlenen Kulturwandel-Prozess seinerzeit angestoßen und als Verantwortliche Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau und Personalratsvorsitzende Christiane Seitz benannt. Zu den Sofortmaßnahmen gehörten verpflichtende Informations- und Schulungsangebote für Führungskräfte zum Thema Umgang mit sexueller Belästigung. Zudem wurden in verschiedenen Workshops Ideen und Lösungsansätze für ein respektvolles und dialogorientiertes Miteinander entwickelt.

Zwölf Maßnahmen umgesetzt

Seitdem hat der Sender zwölf konkrete Maßnahmen umgesetzt, darunter Instrumente wie Führungskräfte-Feedbacks, sogenannte Klimaanalysen, Methoden zur konstruktiven Teamzusammenarbeit und für systematisches Feedback. Interne Veranstaltungen sind nach Unternehmensangaben inzwischen so konzipiert, dass sie Beschäftigte und Führungskräfte stärker in Dialog bringen sollen. Die Grundsätze für Führungskräfte wurden ebenso überarbeitet wie das Konzept für Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Gespräche. Um auch Freie besser einzubinden, gibt es nun auch für sie Feedback- und Entwicklungsgespräche mit ihren Vorgesetzten. Außerdem verweist der WDR auf eine virtuelle Beschäftigungsbörse im Intranet, auf der Freie und Redaktionen inserieren können. Angestoßen wurde auch ein Prozess mit Schulungen und Infomationsageboten, um Verfahren bei Stellenausschreibungen transparenter zu machen; Ziel seien einheitlichen Strukturen und Standards.

Die vorher bestehende Dienstvereinbarung zum Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wurde überarbeitet und auf die Aspekte des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes ausgeweitet, um auch Fälle wie Diskriminierung, Mobbing und weitere Formen von Machtmissbrauch zu erfassen. Sie trat im März 2019 in Kraft und enthielt unter anderem Bestimmungen, nach denen eine neu eingerichtete interne Beschwerdestelle allen Hinweisen auf Fehlverhalten nachgehen und diese an eine Clearingstelle melden sollte, die bei der Intendanz angesiedelt ist. Bei dieser Clearingstelle sollen neben Beschwerden auch die Fäden für Prävention und Vernetzung zusammenlaufen.

Da sich dieses Verfahren als zu kompliziert herausstellte, hat der Personalrat die Dienstvereinbarung gekündigt, um sie neu zu verhandeln, wie Buhrow in der Rundfunkratssitzung im Oktober 2020 erläuterte. Wie üblich gelten die Regelungen der Dienstvereinbarung weiter, bis eine neue in Kraft tritt.

Nun soll Monika Wulf-Mathies den aktuellen Stand beim Kulturwandel-Prozess bewerten und dafür erneut Gespräche im Sender führen. Es geht um die Fragen, was der WDR bisher erreicht hat und wo die Geschäftsleitung nachjustieren muss. Ein gutes Betriebsklima sei „elementar wichtig“ für den WDR, erklärte Buhrow und zeigt sich überzeugt, der Sender sei „auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel“.

„Der WDR braucht mehr Augenhöhe“

Die DJV-Betriebsgruppe im WDR begrüßt es, dass die Geschäftsleitung Monika Wulf-Mathies nun auch bei der Evaluation des angestoßenen Prozesse einbindet. Stephanie Funk-Hajdamowicz ,stellvertretende Betriebsgruppen- vorsitzende und Vorsitzende des Fachausschusses Rundfunk im DJV-NRW: „Wir brauchen Transparenz und den Blick von außen, um den Kulturwandel-Prozess im WDR voranzubringen. Denn ein respektvoller und wertschätzender Umgang, unabhängig von Hierarchie-Ebenen, kann den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bereichern. Der WDR braucht mehr Augenhöhe. Feste und Freie sollen sich mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Nur so kann der Kulturwandel gelingen. Er ist neben dem Digitalisierungs-Prozess der wichtigste Prozess im WDR.“||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 5/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Oktober 2021.