Den neuen Haustarif bei der Funke Mediengruppe für uns WAZ-Redakteurinnen und -Redakteure betrachte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Unerfreulich bleibt auch im Nachhinein, dass wir darüber überhaupt verhandeln mussten. Das war nötig, nachdem sich unser Verlag aus dem Flächentarif verabschiedet hatte. Dieser Schritt war für alle Kolleginnen und Kollegen ein Schlag in die Magengrube. Nach dem Ausstieg aus dem Verlegerverband BDZV hatten die Verantwortlichen beteuert, dies habe keinerlei automatische Auswirkungen auf die Tariftreue – nur, um kurz darauf doch gegenteilig zu handeln. Für die Belegschaft war der Tarifaustritt ein neuerliches Zeichen mangelnder Wertschätzung – entsprechend verärgert waren viele.
Doch diese Stimmungslage war Wasser auf die Mühlen bei den folgenden Arbeitskampfaktionen. Unser Organisationsgrad, der schon vorher bei mehr als 80 Prozent lag, hat sich nochmals spürbar erhöht. Es sind sogar Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaft beigetreten, die dies zuvor stets kategorisch ausgeschlossen hatten. Entsprechend hoch war dann auch die Beteiligung bei den Warnstreiks.
Gerade junge Kolleginnen und Kollegen, für die es der allererste Streik war, haben dabei hautnah miterleben können, dass sich Widerstand und Wehrhaftigkeit lohnen. Der gemeinsame Protest auf der Straße hat das gesamte Team noch fester zusammengeschweißt. Und wir konnten den Arbeitgeber dazu bringen, seine anfänglich erschütternd schlechten Angebote für den Haustarif auf für uns akzeptable Weise nachzubessern.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die wichtigsten Einigungen für einen Haustarifvertrag in trockenen Tüchern, über einige Details verhandeln wir noch. Die Lehre aus all dem lautet: Nur wer zusammen aufsteht und sich wehrt, kann auch etwas zum Guten verändern. Das gilt für die WAZ. Und für alle anderen Medien in Deutschland.||