Das Ende des Bildjournalismus – heraufbeschworen wird dieses Szenario seit Jahren. Auch, weil das Produzieren von Bildern durch digitale Technik und Filter allenthalben deutlich einfacher geworden ist. Nix mehr mit Dunkelkammer und Filmpatronen mit maximal 36 Bildern … Einfach mal draufdrücken, wird schon was dabei sein – und den Rest machen wir am Rechner.
Und genau da liegt das Problem. Bildjournalismus ist nämlich deutlich mehr als Fotografieren. Zum fotografischen Können kommt die journalistische Kenne. Das Gefühl dafür, welcher Bildausschnitt dem Ereignis entspricht, welche Bearbeitung noch in Ordnung ist, wo die Manipulation beginnt … Und dazu kommt das journalistische Selbstverständnis, die entsprechende Ausbildung.
Was ist wahr? Auch wenn diese Frage dank IPTC-Daten zumindest von Expertinnen und Experten in großen Teilen zu verifizieren ist, bleibt doch am Ende der Bildjournalist meines Vertrauens als Marke. Das müssen die Kolleginnen und Kollegen aber in diesen Zeiten auch pflegen, im Zweifel deutlich mehr liefern als nur „das schöne Bild“.
Dass trotzdem die Wertschätzung (auch die finanzielle) für unsere fotografierenden Kolleginnen und Kollegen verlorengegangen ist, daran sind wir zum großen Teil auch selbst schuld. Solange wir in den Redaktionen aus Kostengründen die reingereichten Bilder von Unternehmen und Behörden verwenden, auf billige Stock-Fotos zurückgreifen statt Profis zu beauftragen, graben wir dem Bildjournalismus selbst das Wasser ab. Und müssen uns am Ende nicht wundern, dass der Journalismus insgesamt unter Druck ist. Insofern ist Solidarität mit unseren fotografierenden Kolleginnen und Kolleginnen auch ein gutes Stück Solidarität im Kampf um den Wert des unabhängigen Journalismus insgesamt.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 5/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Oktober 2020.