THEMA | Sportjournalismus

Andere Zeiten – andere Zeilen?

Kommentar
30. September 2022, Dr. Christoph Fischer

Das Gute ist, im Grunde weiß es jeder: jede (Sport)Journalistin und jeder (Sport)Journalist. Der (Sport)Journalistenberuf ändert sich spürbar, und die Phase der Veränderung ist nicht einfach. Wir haben immer geglaubt, dass wir wissen, was unsere Leserinnen und Leser wollen. Wenn wir es jemals gewusst haben, wir wissen es zunehmend weniger.

Analysen des Leserinteresses zeigen Ergebnisse, die mit unseren Erwartungen oft nicht mehr übereinstimmen. Analysen werden wichtiger, auch für die Ausgestaltung von Inhalten und Themen. Deshalb sollten wir Analysedaten nicht zur alleinigen Grundlage unserer Arbeit machen, aber wir werden durch sie vielleicht schneller lernen, unsere Leserinnen und Leser besser zu verstehen.

Ein Kollege hat zuletzt geschrieben: Ein Artikel, den nachweislich kaum einer liest, ist verschwendete Zeit, nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch bezogen auf das Engagement des Autors. Drastischer ist das selten formuliert worden. Und zutreffend ist es zudem. Was nichts daran ändert, dass viele Kolleginnen und Kollegen das immer noch nicht akzeptieren wollen.

Weil Qualität eine überragende Rolle im Journalismus spielt. Vielleicht vor allem in diesen Tagen. Und in diesen Tagen anders bewertet wird als in früheren Zeiten. Wir Journalistinnen und Journalisten wollen Qualität, wir wollen Erfolg. So selbstbewusst sollten wir sein. Wir behaupten von uns, für unsere Leserinnen und Leser zu schreiben, sie bleiben unsere Orientierung.

Der Digitaljournalismus hat das Feedback unseres Publikums erleichtert und beschleunigt, die Kommunikation ist dialogischer geworden. Das verlangt andere Einstellungen der Kundschaft gegenüber und andere Zielsetzungen unserer Produktion.

Konkret bezogen auf den Sportjournalismus: Aktualität bleibt wichtig, aber die Geschichte hinter der Geschichte wird wichtiger, mehr Hintergrund, mehr Fantasie, mehr Analyse und Einordnung. Wir müssen der Kundschaft die Welt erklären. Das ist weniger pathetisch, als zunehmend realistisch.

Neue Zeilen für neue Zeiten.||

Ein Beitrag aus JOURNAL 3/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2022.