Wie arbeiten Journalistinnen und Journalisten? Welche Regeln folgen Redaktionen bei der Nachrichtenauswahl? Und dürfen sie wirklich veröffentlichen, was sie wollen, ohne dass Politik oder Unternehmen ihnen reinreden? Offensichtlich ist das Wissen über diese Zusammenhänge bei vielen Menschen nicht sehr ausgeprägt. Das schlägt sich auch im zunehmend polarisierten Klima gegenüber Medienschaffenden nieder. Der DJV-NRW hat sich deswegen – genau wie andere Organisatioen und viele Medienhäuser – das Thema Medienbildung auf die Fahnen geschrieben (siehe auch „Vertrauen zurückgewinnen“, JOURNAL 6/20).
Kooperation mit Volkshochschulen
Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist eine Kooperation mit den Volkshochschulen NRW. In Zusammenarbeit mit dem DJV-NRW möchten die Volkshochschulen das Thema „Medienkompetenz als Demokratiekompetenz“ in den Fokus nehmen. Als Auftakt hat Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, im März einen Impuls vor Leiterinnnen und Leitern nordrhein-westfälischer Volkshochschulen mit anschließender Diskussion gehalten.
Dabei ging es unter anderem darum, welche Erwartungen Medienschaffende an Bildungsinstitutionen der Medienkompetenzvermittlung haben und wie Journalistinnen und Journalisten auch jene Bevölkerungsgruppen erreichen können, die den klassischen Medien mit Misstrauen begegnen.
Entgegen häufger Annahmen ist mangelnde Medienkompetenz weder eine Frage des Alters noch der Bildung. Genau deswegen ist Medienbildung ein Thema für die ganze Gesellschaft.
Ein Versuch der Einflussnahme
Dass ein Politiker eine Zeitung bittet, bestimmte Leserbriefe nicht abzudrucken, hat für Verwunderung nicht nur unter Journalistinnen und Journalisten gesorgt: Der CDU-Politiker Matthias Kerkhoff, Abgeordneter und Parlamentarischer Geschäftsührer im Düsseldorfer Landtag sowie Parteichef im Hochsauerlandkreis, ist mit diesem Ansinnen an Redaktionen der Westfalenpost herangetreten: Sie möchten doch darauf verzichten, Leserbriefe zur Kandidatensuche für die Bundestagswahl zu veröffentlichen. Ins Rennen gehen im Hochsauerlandkreis Patrick Sensburg und Friedrich Merz.
Die Westfalenpost hatte selbst über den Vorfall berichtet, andere Medien wie die Süddeutsche Zeitung griffen das Thema auf. Nach viel Wirbel, vor allem in den sozialen Netzwerken, hat sich Kerkhoff für den Versuch entschuldigt.
Allerdings offenbart der Versuch, auf die Meinungsbildung und somit auf die Pressefreiheit einzuwirken, eine tiefgreifende Lücke im Grundverständnis für das funktionierende Zusammenspiel aus Medien, Politik und Gesellschaft. Die Verwunderung darüber hat der DJV-NRW dem Politiker auch in einem offenen Brief mitgeteilt. Von einem Politiker, zumal in seiner Position, könne man erwarten, dass er sich „von Berufs wegen in diesen mitunter stürmischen Zeiten, in denen Journalistinnen und Journalisten immer häufiger unter Druck geraten und Anfeindungen erleben, nur weil sie ihrer Arbeit nachgehen, für die freie Presse und Berichterstattung einsetzt“.
In seinem Brief mahnt der DJV-NRW, dass Medienbildung erforderlich sei, um den Menschen „ein solides Rüstzeug an die Hand zu geben, mit dem demokratiefeindlichen Tendenzen begegnet werden kann“./
Eine Meldung aus JOURNAL 2/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2021.