Die große Reform der Öffentlich-Rechtlichten, der Strukturprozess im NRW-Lokalfunk, und die „Regionalen“ im WDR basteln an der Lokalzeit 2025 – manchmal frage ich mich, wann die Kolleginnen und Kollegen zum Programmmachen kommen… Im Ernst: Dass sich die Rundfunklandschaft in allen Säulen verändern muss, kann niemand in Zweifel ziehen. Die Frage ist, was am Ende dabei rauskommen soll.
Natürlich müssen wirtschaftlich Verantwortliche im Lokalfunk sich an den Marktbedingungen orientieren. Das sind sie ihren Shareholdern schuldig. Und wenn sich lokale Strukturen nicht rechnen, legt man sie zusammen. Das folgt einer inneren Logik. Auch die Intendantinnen und Intendanten von ARD und ZDF wären fahrlässig, würden sie ignorieren, dass ihre Gesellschafter (also wir alle) auf Sparkurs sind.
Aber kann das das Maß der Dinge sein – Grundlage für alle Strukturprozesse? Mit Blick auf eine auseinanderdriftende Gesellschaft, auf Fake-News und Verschwörungsraunen, auf Hass, Hetze und Bedrohungen: Müssen wir nicht eine ganz andere „Währung“ für den Wert journalistischer Information – denn nichts anderes ist der Kern von Radio – ansetzen?
Public Value? Richtig, da war doch was! Der gesellschaftliche Wert lässt sich nicht in monetären Renditen berechnen. Da geht es um Daseinsvorsorge für unsere Gesellschaft. Dafür brauchen wir eine (Medien-)politik, die einen Plan B hat – für den Fall, dass die aktuellen Prozesse scheitern. Und die den Mut besitzt, schon heute Rahmenbedingungen vorzugeben. Solche, die verhindern, dass rein wirtschaftlich getriebene Strukturprozesse die journalistischen Strukturen zerschlagen, die wir als Gesellschaft künftig brauchen werden – dringender denn je.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2022.