EDITORIAL |

Wir halten dagegen!

2. April 2023, Frank Stach

Da sitze ich nun und schreibe mein letztes Editorial. Ich trete nicht mehr als Landesvorsitzender an, denn im DJV in NRW ist es mal wieder Zeit für Veränderungen. Anders als vor zehn Jahren gibt es jetzt ChatGPT, und ich wünsche mir von der KI Folgendes: „Ich möchte gerne ein Editorial über die letzten zehn Jahre Journalismus haben und einen Ausblick auf die Zukunft.“

ChatGPT antwortet: Sehr gerne! Hier ist ein Beispieltext für dein Editorial, basierend auf deiner Anfrage: „Liebe Leserinnen und Leser, als Landesvorsitzender des DJV in Nordrhein-Westfalen möchte ich heute einen Ausblick auf die kommenden zehn Jahre im Journalismus geben. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Medienlandschaft in den letzten Jahren stark verändert hat, und auch in Zukunft wird der Wandel nicht abebben …“

Hier breche ich den Versuch ab.

Laaannngweiliiiig! Zurück auf Los.

Ich schreibe dann doch selbst. Der Wandel unseres Berufs ist und bleibt rasant… will ich gerade ansetzen und habe sofort das Gefühl, in die Falle getappt zu sein. Das mit dem Wandel hat mir doch gerade die KI vorgeschlagen. Ich will viel lieber darüber schreiben, warum es unseren Berufsstand gibt. Warum er vor zehn Jahren wichtig war und es auch in Zukunft bleiben wird. Trotz aller Veränderungen, trotz allen Wandels.

Journalismus ist wesentlicher Bestand­teil unserer Freiheit. Ohne Journalistinnen und Journalisten gibt es weniger Orientierung, kaum Einordnung, unproduktivere Kontroverse. Unsere Gesellschaft braucht die über Journalismus kuratierte Debatte. Natürlich tun das andere auch, in anderen Kontexten, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Kultur. Aber wir schaffen den ordnenden Blick, definieren Relevanz.

Leider gibt es zu viele Kräfte, die unsere journalistischen Freiheiten beschneiden. Etwa im Medienmanagement, das marktkapitalistisch agiert und nichts von gesellschaftlicher Verantwortung wissen will. Oder in der Politik, wo einzelne nicht kapieren, warum Demokratie staatsferne Medien braucht. Oder in Chefetagen, die immer mehr Ausspielwege bedienen, aber nicht in journalistische Recherche investieren wollen. Der DJV gehört zu denen, die dagegen halten. Das war und ist anstrengend und oft kleinteilig, aber wir bewirken was. Auch in Zukunft.

Wir kämpfen für gute Arbeitsbedingungen und für Pressevielfalt. Wir streiken weiter für angemessene Verdienste im Journalismus. Wir denken über neue Rahmenbedingungen nach, in denen gut bezahlter Journalismus möglich ist. Darum ging es mir zehn Jahre lang als Landesvorsitzender in NRW, und das werde ich auch weiter tun, an anderer Stelle.

Apropos Chat GTP. Dieses Editorial hat die KI nicht geschrieben. Ehrlich!

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/23, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2023.