Zwei radiobegeisterte Journalistinnen in einer Wohngemeinschaft – für uns war das die perfekte Voraussetzung für ein gemeinsames Podcast-Projekt. Wir sind Miriam Jagdmann und Lina Wiggeshoff und produzieren seit mehr als einem Jahr gemeinsam den WG-Podcast „Hereinspaziert!“ auf eldoradio*, dem Campussender der Dortmunder Hochschulen.
Angefangen hat alles damit, dass Miriam 2016 zu Lina in die WG gezogen ist. Wir haben beide an der TU Dortmund Journalistik studiert, lieben das Radiomachen und sind über die Jahre zu Freundinnen geworden. Als wir im Studium keine verpflichtenden Beiträge mehr für eldoradio* produzieren mussten, war für uns klar: Wir möchten weiterhin im Bereich Audio aktiv sein. Also entschieden wir uns im Juli 2021 dafür, gemeinsam einen Podcast zu entwickeln.
Preisträgerinnen
Uns war es dabei wichtig, einen Mehrwert für unsere Hörer:innen zu liefern, und haben deshalb ein Thema gesucht, in dem wir eine gewisse Expertise haben. Da wir in unseren fünf gemeinsamen WG-Jahren viel erlebt haben, fiel die Wahl nicht schwer. Das Format Podcast fanden wir attraktiv, weil wir so zeitlich unabhängig produzieren können und in der Gestaltung viel Freiraum haben. Das Projekt bei eldoradio* umzusetzen bot sich an, weil der Sender eine studentische Zielgruppe hat. Das passt also zusammen. Wir veröffentlichen unseren Podcast aber auch bei den bekannten Streamingdiensten, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
So läuft die Produktion
Da wir zuvor noch keinen Podcast produziert hatten, mussten wir zunächst herausfinden, wie wir das Ganze am besten angehen. Wir entschieden, jeder Folge ein Oberthema zu geben wie beispielsweise den Ein- und Auszug oder WG-Castings.
Bei der Produktion selbst beginnen wir meist mit dem Skripten der Folge. Zum Start haben wir noch weitestgehend ohne Skript gearbeitet. Es zeigte sich aber, dass es besser ist, den Ablauf vorher genau festzulegen. Während der Aufnahme können wir trotzdem noch spontane Einfälle unterbringen und aufeinander reagieren, sodass eine authentische Gesprächssituation entsteht.
Wenn die Technik steht und die Akustik stimmt – je nachdem wo wir aufnehmen, müssen da auch mal ein paar Kissen und Decken als Schallschlucker dienen –, ist der Beginn einer neuen Aufnahme jedes Mal wieder aufregend. Meistens wird vorher viel gelacht, und wir versuchen, uns in die richtige Stimmung zu bringen. Natürlich gibt es auch Versprecher, die bei uns regelmäßig dazu führen, dass wir während der Aufnahme wieder sehr viel lachen. Nach der Aufnahme kommt der Schnitt, in dem wir Versprecher rausschneiden oder auch mal etwas kürzen.
Andere Menschen zu Gast
Wer sich unsere Folgen anhört, merkt schnell: Auch andere Menschen kommen regelmäßig in unserem Podcast zu Wort. Wir besuchen beispielsweise andere WGs, um zu zeigen, wie vielfältig das Wohnkonzept WG sein kann. Um weitere Perspektiven abzubilden, lassen wir uns manchmal O-Töne von Freund:innen schicken oder laden Gäste ein. Beispielsweise hatten wir in einer Folge eine Person zu Gast, die in einer 10er-WG gelebt hat. Wir merken, dass gerade der Austausch mit anderen bei unseren Hörer:innen sehr gut ankommt.
Unsere Tipps für euren Podcast
- Arbeitet zu Beginn ein Konzept aus: Worum soll es gehen? Wer ist eure Zielgruppe? Wie ist der Veröffentlichungsrhythmus? Wie lang sollen die Folgen sein?
- Legt dann einfach mal los, auch wenn ihr noch kein Profi-Equipment habt. Nicht alles muss ein Erfolg werden, es geht auch um die Erfahrung.
- Die Distribution läuft ganz einfach über eine Podcast-Plattform. Die Plattformen bekannter Streamingdienste sind in der Regel kostenlos und bieten beispielsweise die Möglichkeit, Folgen vorzuplanen. Zudem hat man zugleich noch Meta-Daten.
Eine unserer beliebtesten Folgen, die auch von der Jury des Campusradio-Preises gelobt wurde, war die zum Thema Nachbar:innen. Auch für uns war das eine der aufregendsten Folgen. Denn wir haben quasi live bei den – bis dahin noch unbekannten – Menschen in der Wohnung nebenan geklingelt und ihre Reaktion aufgenommen. Tatsächlich haben unsere beiden Nachbarn uns in ihre Wohnung gelassen, und es ist ein sehr lebhaftes Gespräch entstanden, bei dem wir viel Neues erfahren haben.
Neue Dinge lernen wir durch den Podcast immer wieder auch über uns selbst und über einander. Wenn es beispielsweise darum geht, was der jeweils erste Eindruck von uns war oder wie wir bestimmte Situationen in unserem WG-Leben im Nachhinein beurteilen. Wir können außerdem mittlerweile gut einschätzen, was die andere erzählen will und was vielleicht auch nicht. Denn auch wenn wir beide sehr offene Menschen sind und es uns nicht schwer fällt, im Podcast über intime Details unseres Datinglebens zu plaudern, gibt es natürlich Grenzen.
Podcast läuft weiter – trotz Auszugs
Mittlerweile wohnen wir nicht mehr gemeinsam in einer WG. Miriam ist 2022 nach ihrem Auslandssemester nach Bochum gezogen und Lina wohnt seit einem Jahr mit ihrem Freund zusammen. Damit ist zwar unsere gemeinsame WG-Zeit zu Ende, aber nicht der Podcast! Nach unseren sechs gemeinsamen Jahren haben wir immer noch sehr viel zu erzählen und wollen auch anderen WGs weiterhin eine Plattform bieten.
Eine Freundin von Miriam hat zu unserem Podcast mal gesagt: „Es ist, wie mit euch am Tisch zu sitzen, und ihr plaudert ein bisschen aus eurem WG-Leben“. Und genau das wollen wir mit unserem Podcast auch erreichen: Eine Wohnzimmer-Atmosphäre, die jeden einlädt, der mehr über das Leben in einer WG erfahren oder sich als Teil einer WG fühlen möchte.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 1/23, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2023.