Nirgendwo in Deutschland entstehen so viele Film- und Fernsehproduktionen wie an Rhein und Ruhr. Das zeigt die aktuelle Studie „Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern 2017 und 2018“, die der für Medien zuständige Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, gemeinsam mit dem Leiter des Formatt-Instituts, Horst Röper, Anfang Juli in Köln vorgestellt hat. Das Dortmunder Formatt- Institut erstellt die Studie im Zweijahresrhythmus im Auftrag der Landesregierung.
Insgesamt ist die Produktionsbranche in den vergangenen Jahren gewachsen, zudem verzeichnet die Studie einen starken Konzentrationsprozess.
Nordrhein-Westfalen konnte im Untersuchungszeitraum erneut seine Spitzenstellung als Fernsehstandort behaupten: Produktionsfirmen aus NRW bauten ihren Marktanteil 2018 auf 38 Prozent aus. In der Vorgängerstudie von 2016 hatte der Marktanteil noch bei 30 Prozent gelegen. Wie das Formatt-Institut ermittelte, wurden in NRW 2018 insgesamt 285 200 Film- und Fernsehminuten produziert. Mit Abstand folgen Bayern mit 192 000, Berlin mit 89 100 und Hamburg mit 68 000 Minuten. Etwas mehr als die Hälfte der Filme (rund 55 Prozent) produzierten die privaten Sendeanstalten in NRW. Der Anteil der öffentlich-rechtlichen Anstalten lag entsprechend bei 45 Prozent.
Dabei liegt der Schwerpunkt der NRW-Produktionen in der Unterhaltung: Zwei Drittel der hier erstellten Formate waren diesem Bereich zuzurechnen. Vor allem von der anhaltend hohen Nachfrage nach Doku-Soaps haben die hier ansässigen Firmen profitiert.
Überlagert wurden die für Nordrhein-Westfalen so positiven Zahlen von der aktuellen Lage, in der Film- und Fernsehproduktionsfirmen bundesweit vor gewaltigen Problemen stehen. Weil Policen einen pandemiebedingten Abbruch von Dreharbeiten üblicherweise nicht als versicherbares Risiko einstufen, blieben viele Produktionsfirmen auf ihren Kosten für die Drehausfälle im Frühjahr sitzen. Natürlich wollen die Unternehmen ihren Drehbetrieb wieder aufnehmen oder haben das bereits getan. Allerdings sind Dreharbeiten unter Coronaauflagen schwierig, schon eine nachgewiesene Infektion kann zudem zum erneuten Stillstand führen.
„Uns ist bewusst, dass viele Firmen und Selbstständige der Medienbranche in den vergangenen Monaten extreme Einbußen hinnehmen mussten“, erklärte Liminski in Köln bei Vorstellung der Studie. Er betonte, die Landesregierung wolle die Filmbranche unterstützen, und verwies auf die bereits gewährten Soforthilfen für Unternehmen und Soloselbstständige.
Damit Produzentinnen und Produzenten produzieren können, bräuchten sie eine wirksame Absicherung gegen das Pandemierisiko, erklärte Liminski. Gemeinsam mit dem Bund berate das Land darüber den bundesweiten Ausfallfonds für die Filmbranche auf die Fernsehproduktionen auszuweiten. Das Land werde als großer Film- und Fernsehstandort seinen Beitrag leisten, die Landesregierung wolle 10 Millionen Euro zur Verfügung stellen./
Die Studie zum Abruf unter:
www.land.nrw/de/film-und-fernsehen
Eine Meldung aus JOURNAL 4/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im August 2020.