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Qantara.de droht das Aus

26. September 2022, red.

Steht die Seite Qantara.de vor dem Aus? Das mehrsprachige Portal für den Dialog mit der islamischen Welt wird bisher wesentlich aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanziert, das nun erwägt, die Förderung einzustellen.

Qantara ist das arabische Wort für Brücke und genau so versteht sich das Portal, das 2003 gegründet wurde: Es veröffentlicht Beiträge zu Politik, Gesellschaft und Kultur in islamisch geprägten Ländern sowie über interkulturelle und interreligiöse Debatten in Deutschland. Hier können Autorinnen und Autoren publizieren, die in ihrem eigenen Land nicht frei schreiben können.

Das Projekt ist bei der Deutschen Welle (DW) angesiedelt, das Goethe-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen sitzen als beratende Mitglieder im Projektbeirat. Bisher erhält Qantara.de jährlich rund 380 000 Euro aus dem Etat des Auswärtigen Amts. Diese Förderung deckt die Honorare der Autorinnen und Autoren sowie drei Teilzeitstellen in der Redaktion. Die Kosten für die Redaktionsleitung übernimmt die DW.

Nun allerdings könnte die Dialog-Brücke brechen: Medienberichten zufolge wurde der Redaktion Anfang September mitgeteilt, dass die Förderung zum Jahresende eingestellt werde. Auf Nachfrage von epd Medien erklärte das Auswärtige Amt dagegen, man sei mit der DW noch im Gespräch über die Zukunft des Portals. Allerdings gebe es Kürzungen im Haushalt des Außenamts, von denen auch die auswärtige Kulturpolitik betroffen sei.

Fachleute sehen das falsche Signal in einer Einstellung der Förderung – auch unter den Vorzeichen des Kriegs gegen die Ukraine. So wies etwa Nahost-Expertin Isabelle Werenfels von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Deutschlandfunk darauf hin, dass es wichtig sei, „in die Region hinein zu signalisieren, dass auch diese Region für Deutschland noch wichtig ist“. Es gelte, „zu übersetzen, was deutsche Politik im Moment macht, und deutsche Debatten für die Region verständlich zu machen – auch die Debatten, in denen es um die Ukraine geht“.

Bereits 2014 hatte das Auswärtige Amt erwogen, die Förderung für Qantara einzustellen. Damals bestätigte eine Evaluation dem Projekt „hohe Wertschätzung und Anerkennung als mediale Brücke zwischen Deutschland, Europa und der islamischen Welt“, sodass die Prjektförderung erhalten blieb. Auf eine entsprechende Entscheidung ist auch jetzt zu hoffen.

Neben der Internetseite mit täglich rund 10 000 Zugriffen hat Qantara nach DW-Angaben eine Million Follower auf Facebook und einen Newsletter mit rund 20 000 Abonnentinnen und Abonennten.

Eine Meldung aus JOURNAL 3/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2022.