Wenn‘s eng wird

Hilfe in Notlagen – das JOURNAL befragte den Schatzmeister des U-Vereins
14. Februar 2021, Die Fragen stellte Corinna Blümel.
Helmut Dahlmann ist Schatzmeister des U-Vereins. | Foto: Anja Cord
Helmut Dahlmann ist Schatzmeister des U-Vereins. | Foto: Anja Cord

JOURNAL: 2020 war für viele Kolleginnen und Kollegen ein schwieriges Jahr – natürlich für einen Teil der Freien, aber auch für manche Festangestellte. Wie hat sich die Krise beim Unterstützungsverein niedergeschlagen?

Helmut Dahlmann: Nun, tatsächlich haben sich beim Unterstützungsverein – oder U-Verein, wie er abgekürzt genannt wird – coronabedingt lediglich freie Kolleginnen und Kollegen gemeldet. Wenn von heute auf morgen alles dicht gemacht wird, dann entfallen auch die Themen, über die sie sonst berichtet haben. Als die Bundesliga im Frühjahr den Spielbetrieb einstellen musste und die vielen Amateurvereine, entfielen die Verdienstmöglichkeiten für Sportfotografen. Im Sommer wurden die Schützen- und Heimatfeste abgesagt, für die Redaktionen gerne Freie einsetzen. Und wo nichts zu berichten ist, gibt es auch keine Honorare.

JOURNAL: Was waren typische Anfragen, und wie konnte der U-Verein helfen?

Dahlmann: Am heftigsten haben jene Freien unter der Situation gelitten, die bereits im Rentenalter sind, aber durch verschiedenste Lebensumstände nur geringe Einkünfte haben. Durch ihre journalistische Tätigkeit haben sie sich bisher noch etwas hinzuverdient, ja oft sogar hinzuverdienen müssen. Und dann klafft da von einem Tag auf den anderen eine Lücke, um die Miete zu bezahlen, die Energiekosten oder was auch immer. Natürlich kann der U-Verein nicht auf Dauer die fehlenden Honorare ersetzen, aber in solchen Notsituationen helfen wir schon mit teilweise nicht unerheblichen Mitteln.

JOURNAL: Wie viele Kolleginnen und Kollegen hat der U-Verein unterstützt? Und wieviel hat er dafür aufgewandt?

Dahlmann: Im abgelaufenen Jahr hat der U-Verein insgesamt 25 Kolleginnen und Kollegen, aber auch Hinterbliebenen helfen können. Dabei sind mehr als 70 000 Euro geflossen, um einiges mehr als in den Vorjahren.

Der U-Verein in Kürze
Unterstützungsverein des DJV-Landesverbands NRW, kurz U-Verein, wurde 1960 gegründet.
Er vergibt Zuschüsse und zinslose Darlehn an Mitglieder oder an Hinterbliebene, die in finanzielle Bedrängnis geraten sind.
Der Verein finanziert sich aus Spenden der Ortsvereine, Einzelspenden und den Beiträgen seiner Mitglieder. Der Mindestbeitrag pro Jahr liegt bei 15 Euro. Mehr zu zahlen ist natürlich immer möglich. Die Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

Kontakt: Unterstützungsverein
c/o DJV-NRW
Ansprechpartnerin:
Sabine Johnen
Tel. 0211 233 99-0
zentrale@djv-nrw.de

Mehr Informationen zum Vorstand und zur Arbeit des Vereins unter
www.djv-nrw.de/u-verein

 

JOURNAL: Wie sah es in den Jahren davor aus? Der DJV-NRW merkt ja seit Längerem, dass sich die Einkommenslage für einen Teil der Mitglieder verschlechtert.

Dahlmann: Tatsächlich hat sich die allgemeine Einkommensentwicklung nicht in den Anfragen beim U-Verein bemerkbar gemacht. Zu den vielfältigen Gründen, die eine Kollegin oder einen Kollegen vorübergehend aus der Bahn werfen, zählt zum Beispiel eine länger dauernde Krankheit. Auch da kann der U-Verein helfen – durch zinslose Darlehen oder durch Zuschüsse je nach individueller Situation.

JOURNAL: Wie erfährt der U-Verein überhaupt, wenn DJV-Mitglieder oder Angehörige in finanzielle Not geraten?

Dahlmann: Zunächst einmal: Wir helfen auch Kolleginnen und Kollegen, die keine DJV-Mitglieder sind. Aber fast immer kommt der Kontakt über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle zustande, manchmal auch über die Ortsvereine. Wir haben eine Liste von Menschen, die regelmäßig mit einer Spende des U-Vereins bedacht werden. Darunter sind etwa Witwen ehemaliger Kollegen, deren Rente nicht besonders hoch ausfällt und die die Spende oft für etwas Besonderes einsetzen, ob es um den Ersatz eines defekten Haushaltsgeräts geht oder die Rechnung des Zahnarztes.

JOURNAL: Wie reagieren die Empfängerinnen und Empfänger auf die Hilfsleistung?

Dahlmann: Wenn wir mit ihnen sprechen, dann spüren wir eine große Dankbarkeit und vor allem eine tiefe Erleichterung. „Sie retten mir die Existenz“, schrieb eine Kollegin. Das sagt eigentlich alles.

JOURNAL: Wie blickt der U-Verein in die Zukunft? Die Pandemie ist ja noch nicht vorbei. Und auch danach wird die Krise wohl noch einen langen Schatten werfen.

Dahlmann: Wenn ich drei Wünsche frei hätte, dann wünschte ich mir erstens, dass niemand 2021 den U-Verein nötig hätte. Aber da das nicht der Fall sein wird, wünsche ich mir zweitens, dass wir weiter mit unseren Mitteln effektive Hilfe leisten können, und drittens, dass ganz viele Mitglieder des DJV-NRW auch Mitglied im U-Verein werden. Denn mit zurzeit 180 Mitgliedern können wir weitere Unterstützung gut gebrauchen. Das geht ganz einfach und kostet nur 15 Euro jährlich.||


Ein Beitrag aus JOURNAL 1/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2021.