MEDIENSZENE NRW

WZ-Redaktion Düsseldorf schließt

14. Februar 2020, red.

Bei der Westdeutschen Zeitung (WZ) drohen Einschnitte sowohl im Mantelteil der in Wuppertal erscheinenden Tageszeitung als auch in der Lokalausgabe Düsseldorf. Das hat der W. Girardet Verlag am 23. Januar auf einer Mitarbeiterversammlung in Wuppertal mitgeteilt. Die Düsseldorfer Lokalausgabe der WZ besteht demnach künftig nur noch aus zugekauften Inhalten; die Lokalredaktion in der Landeshauptstadt wird geschlossen. Wer die lokalen Informationen künftig liefert, gab der Verlag noch nicht bekannt.

Naheliegend, dass es die Rheinische Post (RP) sein wird. Schon seit 2014 bezieht die WZ die lokalen Inhalte in den Kreisen Viersen, Rhein-Kreis Neuss und Mettmann von der RP. Damals hatte die WZ bereits rund die Hälfte von etwa einhundert Arbeitsplätzen abgebaut. Aktuell soll die WZ-Redaktion noch rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, darunter 13, die für den Mantel arbeiten, und neun in der Düsseldorfer Lokalredaktion.

Ab voraussichtlich April 2020 will die WZ auch Inhalte des Mantelteils wieder extern zuliefern lassen. Auch hier ließ der Verlag noch offen, von wem die Inhalte künftig erstellt werden. In der Vergangenheit hatte eine Vereinbarung mit dem Aachener Verlag bestanden, zwischenzeitlich hatte die WZ ihren Mantel wieder selbst produziert.
Auf der Mitarbeiterversammlung im Januar soll Geschäftsführer Oliver Moll zugesichert haben, dass der Verlag den Arbeitsplatzabbau mit Abfindungen auf freiwilliger Basis regeln wolle. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber nicht ausgeschlossen. Im WDR erklärte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Reiter: „Was das für personelle Folgen hat, ist noch gar nicht klar.“ Die Hauptstandorte der WZ in Wuppertal und Krefeld könnten nach Einschätzung des Betriebsrats von der Entscheidung profitieren.

Der DJV-NRW forderte für die betroffenen Redakteurinnen und Redakteure gute Lösungen – auch für diejenigen, die nicht freiwillig ausscheiden wollen. „Wir stehen unseren Kolleginnen und Kollegen beratend zur Seite“, sagte Justiziar Christian Weihe.

„Kaputtsparen ist kein Zukunftskonzept“

Der DJV-NRW verurteilte den erneuten Verlust von Medienvielfalt und journalistischen Arbeitsplätzen bei der WZ: „Wieder fällt einem Verlag nichts anderes ein, als Inhalte zuzukaufen und Stellen zu streichen“, kritisierte der Landesvorsitzende Frank Stach. „Aber Kaputtsparen ist kein Zukunftskonzept. Zeitungen, die komplett aus zugekauften Inhalten bestehen, sind journalistische Mogelpackungen. Wer gerade das Lokale als Kern einer regionalen Tageszeitung immer weiter schwächt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Abonnenten wegbleiben.“

Die zahlreichen Deals zwischen den verschiedenen NRW-Zeitungshäusern, die auch in der aktuellen Analyse der Landesregierung zum NRW-Zeitungsmarkt erfasst sind (siehe Meldung „Umfassende Studie: Der Zeitungsmarkt in NRW“) beobachtet der DJV-Landesverband mit Sorge. Frank Stach: „Immer mehr Zeitungen in NRW bestehen komplett oder teilweise aus zugekauften Inhalten. Damit opfern die Medienhäuser die Meinungs- und Medienvielfalt und ihre eigene Zukunft der Rendite. Schleichend werden so die Gebiete nach und nach untereinander aufgeteilt.“/

 

Eine Meldung aus JOURNAL 1/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2020.