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Umstrukturierungen bei WDR 3: Ärger um die Literaturformate

15. Februar 2021, cbl

Kurz nach Streit um den Stichtag auf WDR 2 (siehe WDR: Hörfunkreformen verabschiedet) gibt es weitere Unruhe beim Sender. Diesmal geht es um Literaturformate auf WDR 3: Ende Januar wurde bekannt, dass zum 1. März die tägliche Buchrezension in der Morgensendung Mosaik entfallen soll. Veränderungen sind auch für weiter Formate geplant. Sofort wurden öffentliche Proteste und Kritik am vermuteten Spardruck laut.

Kulturschaffende fragten nach dem Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen und dem Selbstverständnis der Kulturwelle WDR 3. Sie rechneten vor, dass allein bei Mosaik bisher jährlich rund 250 Bücher besprochen wurden. Künftig, so die Befürchtung, könnten vorrangig Titel besprochen werden, die ohnehin im Gespräch sind. Kleinere Verlage und weniger bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller könnten hinten runterfallen.

Mit Unruhe reagierten vor allem die freien Autorinnen und Autoren aus diesem Bereich, denn eine Mail aus der Literaturredaktion klang so, als sollten entsprechende Aufträge künftig entfallen.

Alles ganz anders, erklärte dagegen WDR-3-Programmchef Matthias Kremin gegenüber verschiedenen Medien. Der Sender wolle die Literaturberichterstattung bei WDR 3 nicht zusammenstreichen, sondern „die Auseinandersetzung mit Kultur abwechslungsreicher gestalten“, erklärte er in einem Interview auf WDR 3. Sie solle „vielfältiger und innovativer werden und nicht auf einem vereinzelten Sendeplatz am Morgen im immer gleichen Format ausgespielt werden“.

Gegenüber epd Medien räumte Kremin ein, es habe eine interne Auseinandersetzung über die Präsentation der Literatur gegeben: Die Mosaik-Redaktion könne sich die Buch-Rubrik zu einem anderen Zeitpunkt, an anderer Stelle oder in anderer Form denken. Die Literatur-Redaktion, die mehrere Hörfunk-Wellen beliefert, habe daraufhin die Freien angemailt und durch ihre Darstellung der Lage das Gespräch zwischen den Redaktionen erschwert. Tatsächlich sei die Auftragslage der Freien durch die Pläne nicht bedroht, versicherte Kremin.

Für den DJV-NRW ist der Vorgang ein Beleg, dass der angestrebte Kulturwandel noch nicht so fortgeschritten ist, wie es wünschenswert wäre. Das zeigt sich am Umgang und der Kommunikation mit den Freien, die in verständlicher Sorge um ihre Aufträge seien. Umstrukturierungen dürften nicht auf deren Rücken ausgetragen werden.

„Und warum frustriert man die eigenen kreativen Köpfe ohne Not?“, fragte der Landesvorsitzende Frank Stach. Natürlich müsse man über die Literaturformate und über ein zeitgemäßes Kulturprogramm diskutieren können. „Radio muss sich weiterentwickeln dürfen“, betonte Stach. Aber Programmänderungen sollten nicht im Alleingang, sondern gemeinsam mit den angestellten und freien Kolleginnen und Kollegen der betroffenen Redaktionen entwickelt werden./


Ein Beitrag aus JOURNAL 1/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2021.